Am 16. Januar fand in Bern die 5. Ausgabe des Swiss Healthcare Day statt. Rund 180 leitende Gesundheitsmanager, darunter Ärzte und Apotheker, sowie Politiker und Wirtschaftsführer aus dem Gesundheitswesen nahmen an diesem Symposium teil, das vom Bündnis Freiheitliches Gesundheitwesen organisiert wurde. Thema des Tages war “Der Unternehmer im Gesundheitswesen – 2019 – Wahlkampf und Reformen”. Dieses jährliche Treffen bot Gelegenheit, die aktuellen Reformversuche und liberalen Alternativen aus unternehmerischer Sicht sowie die Wege, die die Hindernisse für die Gesundheitskosten leiten, zu relativieren. Moderiert wurde dieser grosse Tag von Dominik Feusi, Wirtschaftsredakteur von Tamedia.

Die Regulierung muss ein Katalysator sein.

Nach der Einführung des Themas durch Prof. Robert E. Leu, Präsident des Bündnis, wurden die Diskussionen mit der Präsentation des Präsidenten der Insel Gruppe SA, Dr. h.c. Uwe Jocham, zum Thema Qualitätssicherung und Prozessorientierung eröffnet. An der Spitze von 6 Krankenhäusern mit 11.000 Mitarbeitern präsentierte der Apotheker der Versammlung die Strategie und die Herausforderungen des Qualitätsmanagements in seiner fusionierenden Einrichtung. Er betonte die Bedeutung der Datenerhebung, um Vergleiche zwischen den Standorten der Krankenhäuser und die Integration der Mitarbeiter in alle gesetzlich verankerten Qualitätsprozesse anstellen zu können. Im Laufe der Zeit wurde eine Zunahme der Anzahl der prozessbezogenen Regelungen beobachtet. Letzterer, der sich jedoch die Aufgabe gestellt hat, die Kultur der Qualität in den pharmazeutischen Wissenschaften an die Spitze des Krankenhauses zu bringen, das er leitet, stellt fest, dass der aktuelle Trend darin besteht, eine Überregulierung vorzunehmen. Daher ist es notwendig, Regeln festzulegen. Die Rolle der Politik besteht also darin, Meilensteine für Katalysatoren und nicht für Hindernisse zu setzen. Abschließend möchte ich sagen, dass es daher den Angehörigen der Gesundheitsberufe obliegt, eine nicht zu große Anzahl von vergleichbaren Indikatoren zu ermitteln, die sowohl Patienten und Kostenträger als auch Politiker ansprechen.

“Derjenige, der bezahlt, bestellt derzeit nicht.”

Im Anschluss daran hielt Babette Sigg Frank, Präsidentin und Direktorin des Schweizerischen Konsumentenforums, einen Vortrag über die Sichtweise der Patienten. Sie betonte zunächst, dass die Gesundheitskosten für die Schweizerinnen und Schweizer ein grosses Problem darstellen, da ein Drittel der Bevölkerung für die Bewältigug ihrer Gesundheitsrechnungen Subventionen erhalten muss. Die Schweiz verfügt zwar über ein gutes Gesundheitssystem, aber es ist sehr teuer. So ist es notwendig, konkrete und pragmatische Lösungen zu haben, die mit einer wettbewerbsfähigen Wirtschaft vereinbar sind, denn wer bezahlt, bestellt derzeit nicht. Dies führt in der Tat zu einem unkontrollierten Anstieg der Kosten. Frank sprach sich insbesondere für die Liberalisierung des Zugangs zu Medikamenten, eine Notaufnahmegebühr von 50 Franken oder eine elektronische Patientenakte auf Bundesebene aus. Gleichzeitig ist sie jedoch besonders gegen den Referenzpreis, da er in keiner Weise eine Lösung für Patienten darstellt.

Labormedizin: ein sekundärer Aspekt der schweizerischen öffentlichen Gesundheit?

Maria Bichler, Head Diagnostics bei Siemens Healthcare SA, präsentierte nach einer kurzen Pause die verschiedenen Aspekte der Labormedizin von gestern und heute sowie für die Zukunft, insbesondere in der Molekulargenetik. In ihrem Vortrag wollte die Laborfachfrau die Bedeutung ihres Sektors hervorheben, der ein vollwertiger Akteur im Gesundheitswesen sei. Tatsächlich werden 70% der Diagnosen mit Hilfe von Labortests gestellt, die 3,8% der Gesundheitskosten ausmachen. Damit tragen Labordaten zur Senkung der Gesundheitskosten bei. Frau Maria Bichler möchte hervorheben, dass es 12 Monate dauert, um festzustellen, ob ein Labortest von der Krankenkasse übernommen werden kann, und dass es bis zu drei Jahre dauert, ihn (einschließlich der Ausbildung) routinemäßig in einem Labor durchzuführen.

“Die besten Reformen sind diejenigen, die keine Gesetzgebung erfordern.”

Philomena Colatrella, CEO und Präsidentin der CSS Insurance Group, präsentierte die Sichtweise des Leistungsträgers. In ihrem Vortrag ging es um die Themen Wettbewerb, Solidaritätsprinzip, Kosten und deren Finanzierung sowie Qualität und Transparenz. Die Leiterin der CSS betonte die Notwendigkeit eines “öffentlichen Radars” mit einer Nutzenbewertung, um den Wettbewerb zwischen den Anbietern zu erhöhen. Letzteres betonte auch die individuelle Verantwortung der Verbraucher. Ohne Kostenteilung gibt es nämlich keine absolute Solidarität. Geringfügige Krankheiten sollten ihrer Meinung nach selbst bezahlt werden. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass je höher das Bildungsniveau, desto geringer das Krankheitsrisiko. Der Patient hat eine Rolle zu spielen. Für die Angehörigen der Gesundheitsberufe betonte die CSS-Leiterin auch die Notwendigkeit, Anreize zu schaffen, sich zu vernetzen, jedoch ohne Verpflichtung.

Ein Reformkonzept für das Schweizer Gesundheitssystem

Es folgte ein Vortrag von Andreas Faller, Direktor vom Bündnis. Er stellte die “38 Massnahmen des Bundesrates gegen steigende Gesundheitskosten – 24.08.2017” vor. In diesen Vorschlägen bedauert er das Fehlen einer Gesamtvision und einer allgemeinen Analyse der Folgen. Tatsächlich lehnen alle politischen Parteien diese Maßnahmen ab. Der Anwalt argumentierte für die Notwendigkeit eines Gesamtkonzeptes in Form einer Reformkarte, um Widersprüche zu vermeiden. Zu diesem Zweck schlägt sie insbesondere vor, sich auf die Stärken des Krankenversicherungsgesetzes (KVG) zu konzentrieren, die derzeit wenig wirksamen Anreize zu verstärken und die WZW-Kriterien (wirksam, zweckmässig und wirtschaftlich), die derzeit unterschiedlichen Interpretationen unterliegen, besser zu definieren. Herr Faller schloss seinen Vortrag mit einem Zitat von Helmut Schmidt: “Der Rhythmus der Schnecke ist der normale Rhythmus jeder Demokratie”.

Welche Reformen sind politisch machbar?

Die erste Diskussionsrunde fand in Anwesenheit von Lorenz Hess, Berner Nationalrat der BDP, statt. Er wurde 2014 in den Verwaltungsrat der Visana-Gruppe gewählt, deren Vorsitzender er derzeit ist. Ihm stand der junge Dr. iur Philippe Nantermod, Nationalrat der Walliser FDP, gegenüber. Beide sind Spezialisten für die Schweizer Gesundheitspolitik. Sie diskutierten die Frage der Krankenkassenprämien, die die Schweizer Haushalte quälen. Es wurde argumentiert, dass das Parlament eine Gesamtvision festlegen und der Bundesrat mehr an der Umsetzung mit den Gesundheitsfachpersonen arbeiten sollte. Insbesondere wurde darauf hingewiesen, dass in der Bevölkerung ein allgemeines Missverständnis besteht, dass sie, da eine monatliche Prämie an einen Versicherer gezahlt wird, de facto Anspruch auf alle Leistungen hat. Die Politik hat daher betont, wie wichtig es ist, zwischen der Vertragsfreiheit oder dem völligen Verzicht auf sie und der Möglichkeit einer Erhöhung des Selbstbehalts zu wählen. Darüber hinaus wurden auch die Bedeutung von Transparenz und die Festlegung von Höchstsätzen im KVG diskutiert.

“In der Schweiz ist die Politik für die Bevölkerung nicht sehr wichtig.”

Nach dem Mittagessen hielt Dr. Louis Perron einen Vortrag zum Wahljahr 2019. Der Wahlkampfexperte, Politikwissenschaftler und Dozent für Politikmarketing ist aufgrund seiner vielfältigen nationalen und internationalen Erfahrungen ein gefragter Gast für Politiker, Unternehmen und Verbände. So betonte der Politikwissenschaftler, dass in der Schweiz die Politik für die Bevölkerung nicht sehr wichtig ist. In der Eidgenossenschaft ist Zustimmung das Stichwort. Was zwischen den verschiedenen Parteien unterschiedlich sein wird, ist die finanzielle Stärke, um Kampagnen zu Themen zu starten. Letzteres weist auch darauf hin, dass die mangelnde Begeisterung für die Politik darin besteht, dass die Bevölkerung mit dem Status quo zufrieden ist, d.h. das Gesundheitssystem ist einfach zu teuer, das Problem sind die anderen. In der Schweiz besteht daher ein Zielkonflikt, um die politischen Ränge schließen zu können.

“Es liegt an den Versicherern, zuverlässige Finanzmanagementmodelle vorzuschlagen.”

An dem anschliessenden Runden Tisch trafen sich Politiker unterschiedlicher Herkunft, nämlich der SVP-Nationalrat des Kantons Graubünden Heinz Brand, die Aargauer Sozialdemokratin Yvonne Feri, Mitglied der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Nationalrates (SGK-NR), sowie Nationalrat Dr. iur Beat Walti, FDP-Nationalrat des Kantons Zürich, Präsident des Schweizerischen Privatklinikverbandes. Die Diskussion zeigte, dass der steigende Bedarf an Gesundheitsversorgung dringend Massnahmen zur Kostenkontrolle erfordert. Eine verstärkte Regulierung dürfte das Problem jedoch nicht lösen, da es derzeit zu viele falsche Anreize gibt, die die Qualität nicht beeinträchtigen sollten. Deshalb wird es immer wichtiger, die kantonsübergreifend aktiv zu werden. Das Fazit der Debatte war, dass es Aufgabe der Versicherer ist, zuverlässige Finanzierungsmodelle vorzuschlagen.

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Erwin Wendelspiess

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